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#systemrelevant
Feministischer Protest in Zeiten der Krise

Auf Instagram artikulieren Menschen unter dem #systemrelevant in über 25.000 Beiträgen ihre Meinung. Darin weisen feministische Proteste speziell auf den Missstand hin, dass Frauen* einen Großteil der Angestellten in systemrelevanten Bereichen ausmachen. Aufgrund der Aktualität dieser Verhältnisse in der Corona-Pandemie ist ein differenzierter Blick lohnenswert.

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#systemrelevant

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systemrelevant

Das Ausmaß der Digitalisierung unseres Alltags bewirkt, dass Protest zunehmend auch über soziale Medien wie Instagram geäußert wird. Vor allem mithilfe von Hashtags lassen sich Protestäußerungen zu einem Thema bündeln, leicht auffinden und verfolgen. Seit Beginn des Jahres 2020 häufen sich die Beiträge zum #systemrelevant. Er versammelt Forderungen nach gerechter Entlohnung, Arbeitszeitverkürzung, Umverteilung und Anerkennung systemrelevanter Arbeit.

Frauen* leisten nach wie vor den Großteil dieser Aufgaben – besonders in der Ausnahmesituation einer Pandemie wie angesichts des COVID-19-Virus. Dazu zählen Angestellte im Einzelhandel, in der Kranken- und Altenpflege, im Reinigungsgewerbe oder in der Kinderbetreuung und -ausbildung. Hinzu kommt die unbezahlte Arbeit im Haushalt und für die Familie. Durch die Corona-Krise sind feministische Forderungen unter der Parole „Das Private ist politisch!“, die auch schon vor 50 Jahren gestellt wurden, heute wieder besonders aktuell.

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Instagram als Plattform für Protest

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instagram

Aktivist*innen nutzen soziale Medien wie Instagram, um auf Protestthemen aufmerksam zu machen. In ihren Posts informieren sie über Petitionen, Zeitungsartikel, Grafiken und Statistiken. Auch die Geschichte und der Kontext der Protestthemen werden dargestellt. Aufmerksamkeit und Interessierte gewinnen sie durch einschlägige Hashtags wie #systemrelevant. Auch Straßendemonstrationen werden gefilmt und live in den Stories auf Instagram geteilt, was die Ereignisse barrierefrei und orts- wie zeitunabhängig zugänglich macht. Zusätzliche Sichtbarkeit und Solidarität erreichen die Protestierenden über die gegenseitige Vernetzung und Verlinkung auf Instagram. Somit stellt sich die Frage: Wieweit ändert sich gesellschaftlicher Protest auf Social-Media-Plattformen wie Instagram gegenüber anderen Protestformen?

Hier seht ihr eine Auswahl an Protest-Posts zum #systemrelevant:

instagram Zeit im Bild ist eine österreichische Nachrichtensendung, die unter anderem auch via Instagram über aktuelle Geschehen informiert. Bildquelle: Instagram @zeitimbild, 29.05.2020.
instagram Frauenstreik Zürich ruft zum Frauenstreik am 14. Juni unter dem Motto: „Lohn. Zeit. Respekt. Jetzt erst recht!“ auf. Bildquelle: Instagram @frauenstreik_zug, 04.06.2020.
instagram Eine Intensivkrankenschwester schreibt ihre Gedanken nieder. Bildquelle: Instagram @leticiadeantunes, 19.06.2020.
instagram Victoria Spielmann ist Abgeordnete der Wiener Grünen und leistet auf Instagram politische Bildungsarbeit zu den Themen Feminismus, Antirassismus, Antifaschismus und Ökologie. Bildquelle: Instagram @vicky_spielfrau, 18.03.2020.
instagram Das Profil von frauschwester_ gibt sehr persönliche Einblicke in den Arbeitsalltag einer Krankenpflegerin in Österreich. Außerdem sammelt es Berichte von anderen Pflegenden und teilt zusätzlich Informationen. Bildquelle: Instagram @frauschwester_, 20.03.2020.
instagram Manchmal hilft nur Galgenhumor. Bildquelle: Instagram @oegkvsteiermark, 29.07.2020.
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Frauen*tag 8. März

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frauentag

Im März 1911 gingen Frauen* erstmals international auf die Straße, um Gleichberechtigung und das Wahlrecht für sich zu fordern. Das Wahlrecht für Frauen* wurde 1918 in Österreich und Deutschland errungen. Seither gehen am 8. März, dem Internationalen Frauentag, Weltfrauentag oder Frauen* bzw. feministischem Kampftag, Menschen auf der ganzen Welt demonstrieren. Sie fordern Gleichstellung aller Personen unabhängig von Herkunft, Geschlechtszugehörigkeit, körperlicher Beeinträchtigung und sexueller Orientierung. Zusätzlich wird an dem Tag zum Frauen*streik aufgerufen. Dieser stellt unter anderem Forderungen nach Anerkennung der unbezahlten Sorge- und Hausarbeit, gerechter Entlohnung von prekär beschäftigten Frauen*, queeren Personen und Migrant*innen. Doch warum sind diese Proteste seit mehr als 100 Jahren nötig und wie haben sie sich verändert?

frauentag Eine Demonstrantin wartet auf den Start der 8. März Demonstration unter dem Motto: „Take Back The Streets“. Bildquelle: Isabel Steinkellner.
frauentag Demozug in Bewegung. Bildquelle: Isabel Steinkellner.
frauentag Ich will heute keine Blumen. Ich will gleiche Rechte. Jetzt und Immer. Bildquelle: Isabel Steinkellner.
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„Das Private ist politisch!“

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privat

Unsere Gesellschaft, unsere Sprache, unser Leben sind diverser, inklusiver und reflektierter als noch vor wenigen Jahrzehnten. Diese Errungenschaften sind teils auch Resultat verschiedener feministischer Protestbewegungen. In der ersten Frauen*bewegung um 1900 forderten Frauen* das Wahlrecht ein. Die zweite Frauen*bewegung um 1960/70 trat mit der Parole „Das Private ist politisch!“ an. Damit kämpfte sie gegen Geschlechterrollenstereotype und vorgeschriebene Räume bzw. separate Sphären und Aufgaben für Männer* und Frauen*. Sie hinterfragten etwa, dass Frauen* sich „besser“ um Haushalt und Kinder kümmern würden und die „Pflicht“ der Alleinverdiener und Ernährer bei Männern* liege. Die Protestierenden forderten zudem sexuelle Befreiung, die Dekriminalisierung und Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen sowie die Anerkennung der unbezahlten (Sorge-)Arbeit von Frauen*.

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„Take back spaces“

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takeback

Im folgenden Video seht ihr die künstlerische Umsetzung unserer Forschung, in der die Überschneidung von Straßendemonstrationen und digitalem Protest dargestellt wird. Zu hören sind Ausschnitte aus den Interviews mit Viktoria Spielmann und Lisa Schrofner. Das Videomaterial ist am 08. März 2020 im Zuge der Demonstration zum Frauen*tag in Wien entstanden.

Videoquelle: Material: Instagram, Videogestaltung: Isabel Steinkellner.